"Das Miteinander ist das Schönste für mich auf dem Hofgut"

Inbesondere auf unsere eigene Landwirtschaft sind wir sehr stolz. Kartoffeln, Kürbisse, Himbeeren, Johannisbeeren, Spargel und Co. bauen wir auf den Feldern hinter unserem Hofgut Dagobertshausen an. Doch wer managt das Geschehen und kümmert sich darum, dass der Boden für den Spargel aufbereitet ist, die Himbeeren gepflückt und die Kartoffeln geerntet werden? Erfahren Sie im Gespräch mit unserem Landwirt Helfried Eden mehr über unsere Philosophie unserer eigenen Landwirtschaft.

Wie sind Sie zu dem Beruf gekommen? Wie lange arbeiten Sie schon als Landwirt?

Ich bin auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Milchkühen in Ostfriesland aufgewachsen. Somit stand früh für mich fest, dass ich Landwirt werden möchte. Ab 1983 machte ich meine Ausbildung in Nordrhein-Westfalen. Nebenbei half ich außerdem auf dem Hof meiner Eltern mit. Nach dem Studium war ich zunächst als Betriebsleiter auf einem Erdbeer- und Spargelbetrieb in Nordrhein-Westfalen tätig. 

Seit wann sind Sie für die Landwirtschaft auf dem Hofgut zuständig? Was war zu Beginn die größte Herausforderung?

Seit 2011 bin ich auf dem Hofgut Dagobertshausen. Die größte Herausforderung war die fehlende Infrastruktur. Auch der Mangel an Arbeitskräften machte uns zu schaffen.

Wie groß ist die Anbaufläche? Was wird alles angebaut und was wird daraus gemacht?

Derzeit beträgt die Gesamtfläche zirka 100 Hektar. Diese setzen sich aus 50 Hektar Ackerland, 5 Hektar Grünland und 45 Hektar Wald zusammen. Von dem Ackerland sind zirka 20 Hektar Sonderkulturen. Das bedeutet es werden Erdbeeren, Spargel, Himbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren, Kartoffeln und Kürbisse angebaut. Diese Erzeugnisse verkaufen wir direkt in der Region.

Auf dem Grünland produzieren wir Heu für unsere Pferde. Das Holz nutzen wir, um daraus Industrieholz herzustellen (Parkett, Furnier). Ebenso wird es als Kaminholz oder für die Hackschnitzelproduktion verwendet. Damit wird die Heizung betrieben, die sämtliche Gebäude des Hofguts heizt und mit Warmwasser versorgt.

Wie groß ist Ihr Team? 

Mein Team besteht aus mir als Betriebsleiter, einem festangestellten Mitarbeiter, einem Azubi und zwei festen Aushilfen. Dazu kommen in der Saison bis zu 25 Aushilfskräfte für die Erdbeer- und Spargelernte.

Erklären Sie uns Ihr Konzept. 

Wir verfolgen das Konzept: Aus der Region für die Region. 

In der Produktion versuchen wir Kreisläufe zu schaffen. Beispielsweise produzieren wir Heu und Hafer als Futter für die Pferde. Dazu kommt betriebseigenes Getreidestroh als Einstreu. Die Pferde „produzieren“ daraus Mist. Dieser wird für die Produktion von Champignons verwendet. Danach kommt das sogenannte Champignonsubstrat als wertvoller Dünger zurück auf den Acker und der Kreis ist geschlossen.

Wir säen im Herbst, wenn die Kulturen keine Nährstoffe mehr brauchen, spezielle Pflanzen, die diese Nährstoffe aufnehmen, über Winter speichern und im folgenden Frühjahr wieder freisetzten wenn zum Beispiel der Spargel nach der Ernte einen hohen Nährstoffbedarf hat.

Durch diese Verfahren schützen wir die Nährstoffe vor einer Auswaschung ins Grundwasser, können auf mineralischen Dünger verzichten und fördern zusätzlich das Bodenleben, da die abgestorbenen Pflanzen den Bodenlebewesen als Nahrung dienen.

Wo können die Produkte erworben werden? 

Unsere Produkte gibt es im Hofladen in Dagobertshausen, in der Saison an unseren Verkaufsständen sowie in ausgewählten Tegut-Märkten in Marburg und Giessen.

Verraten Sie uns Ihr Himbeer-Geheimnis?

Die Himbeeren wachsen geschützt unter einer Folie. Da sie der Witterung nicht ausgesetzt sind, werden sie auch nicht krank. Das heißt man braucht keine Chemie, um zum Beispiel Pilzkrankheiten zu bekämpfen. So bekommen sie auch die tolle Farbe und werden so groß.

Welchen Tipp haben Sie für Hobby-Gärtner? Was sollte man auf jeden Fall beachten?

Jeder der einen Garten hat, kann auch selbst Obst und Gemüse anbauen. Sehr gut funktioniert ein kleines Hochbeet für den Anbau von Gemüse. Wenn eigene Erde verwendet wird, sollte man diese auf vorhandene Nährstoffe untersuchen lassen. Wenn man weiß, was der Boden enthält, kann man den fehlenden Rest über Kompost dazugeben. Den Kompost kann man selber produzieren, indem man seine organischen Küchenabfälle und Rasenschnitt selbst kompostiert.

Was ist das Besondere am Hofgut Dagobertshausen? 

Für mich ist das Miteinander das Schönste am Hofgut. Die verschiedenen Abteilungen helfen sich gegenseitig. Dazu kommt, dass wir in unserer Gastronomie auch viele selbst erzeugte Produkte nutzen können, was unserer Philosophie natürlich zugutekommt.